Wie geht es jetzt eigentlich weiter?

„Wie geht es jetzt eigentlich weiter mit deinem Projekt?“

fragt weiterhin jeder Zweite. „Du bist ja noch gar nichts geklettert dieses Jahr.“ Doch, eine bin ich sogar geklettert. Am 28.06., die Scharnitzspitze. Und sonst?
Mitte Juni war ich das erste Mal überhaupt alpenmäßig unterwegs seit Januar. Erstmal talnah reinkommen. Sei Poet, Zillertal, Friend 2,57 an der Spiegelwand, danke Darshano Rieser, dann Haselburgriss an den Red Rocks bei Bozen und die luftige Sarner Kante. Dann eine DAV Fortbildung.

Davor gab es monatelang nur Arbeit, Arbeit und Videos schneiden, und ein tiefes Loch. Und jetzt geht es weiter mit Arbeit, Arbeit und Videos, nur dass es in Frankfurt 32°C hat. Fürs Wochenende fahre ich nicht mehr runter, das habe ich letztes Jahr ausgereizt, und nur Arbeit heißt 6 Tage die Woche. Das Loch ist flacher, aber der Rand nicht in Sicht.

Die Sinnhaftigkeit vom Pausetourensammeln braucht nach wie vor nicht diskutiert werden, aber keine alpine Tour scheint aktuell so richtig Sinn zu machen. Klar, es geht noch, E*er sind noch da, habe ich ja getestet. Aber Spaß macht es nicht. Ich bin ja aber sowieso kein Spaßkletterer. Ich verstehe es auch nicht, wenn Leute zum Spaß klettern. Ich klettere, um was abzuholen, oder um mich zu fürchten. Das macht dann rückwirkend Spaß. Aber nur kurz. Dann muss man sich wieder neu fürchten, und am besten noch mehr. Wie immer und überall anders auch. Dumm halt.

Andererseits nervt mich dieser Tage manchmal schon der Anblick von Bergen, wobei die Konfrontationstherapie die letzten drei Wochen ganz gut geklappt hat. Dennoch war ich froh, als ich endlich nach Hause fahren durfte. Jetzt bin ich zuhause, Sinn ist noch nicht zurück. Der Sinn von Arbeiten ist zumindest greifbar, nach dem Ausschöpfen bis weit unter das Grundwasser letztes Jahr muss der Brunnen halt wieder aufgefüllt werden. Deswegen habe ich praktischerweise gar keine Wahl.

Also, was sind meine Pläne? Juli: Arbeiten. August: Mal zwei Wochen gucken, was fern im Osten so geht. September: Falls ich einen Kletterpartner finde, der mir wenig genug auf den Sack geht, gescheiten Kaffee kocht und gern mit Stirnlampe klettert, dann Dolomiten. Oktober: Womöglich wieder arbeiten. Hört das jemals auf?